Ja, und das ist auch absolut unprofessionell und unrealistisch. Fast schon tragisch komisch. Für 40 Euro (oder 60 oder 90) bekommt man eben was ganz anderes als das, was ich Ihnen anbiete. Wenn ich zu einem Pferd fahre dauert allein die Diagnostik mit Ihnen am Pferd schon bis zu 1,5 Stunden. Die Nacharbeitung je nach Aufwand 1-2 Stunden. Dazu kommt die An- und Abreise. Im Durchschnitt bin ich also einige Stunden pro Pferd unterwegs. Da nicht mit eingerechnet sind die ständigen Fortbildungszeiten und Kosten, die stundenlangen Recherchen (die allen Kunden zugute kommen) und die üblichen Kosten wie Strom, Einkommenssteuer, Umsatzsteuer, Gewerbeabgaben, Steuerberater- und Buchhaltungskosten, Mitarbeiterlöhne, Internetkosten, Werbekosten, Miete, Krankenversicherungen, das KfZ, wissenschaftliche Literatur usw. Wenn ich nun die 40 Euro nur mal durch den reinen Zeitaufwand teile und davon ausgehe dass man mindestens 20 Minuten An- und Abreise hat, bleiben vor dem Abzug jeglicher Steuer schon nun noch rund 8 Euro Stundenlohn übrig. Davon ziehen wir dann jetzt noch 19 % USt. und natürlich die Einkommenssteuer ab…
Frau XY müsste also, um überhaupt irgendwie davon zu leben und die üblichen Kosten zu decken, monatlich mindestens 500 Stunden arbeiten. 🙂 Oder sie verdient eigentlich ihr Geld mit ganz was anderem. Zum Beispiel mit dem Verkauf von Homöopatika oder Futtermitteln. Oder sie ist eigentlich Sachbearbeiterin bei einer Versicherung. Oder verkauft Möbel. Was auch nicht weiter schlimm ist. Aber fragen Sie sich mal, wieviel Zeit Frau XY dann wirklich mit diesem Beruf verbringt, wieviel sie sich weiter bildet, wieviel sie sich mit Forschung auseinander setzt oder wie tiefgreifend die Ausbildung wirklich war, wenn man den Beruf für weniger als 8 Euro pro Stunde ausüben will – und wieviele Pferde sie tatsächlich pro Jahr sieht.
Daher: Augen auf bei der Expertenwahl. Es ist nicht der Preis – es ist die Ausbildung und die Erfahrung die entscheidend ist. Heutzutage darf man sich einfach Tierheilpraktiker oder Futterberater nennen – egal ob man was richtiges studiert hat oder mal einen kleinen 3-Tage-Fernkurs irgendwo belegt hat. Oder auch überhaupt nichts gelernt hat. Manchmal ist es so, dass die Leute die besonders vehement und aggressiv auftreten, besonders wenig Ahnung haben.
Das macht es für den Kunden schwierig zu entscheiden, ob er einen studierten Menschen vor sich hat oder jemanden, der sich hier und da ein paar Euro dazu verdienen möchte.